Warum steigen Aktien kurzfristig – Faktoren
Wiederholung: Wieso steigen Aktien überhaupt?
Im Abschnitt „Sicher in Aktien investieren“ haben wir uns die Grundzüge angesehen, wie sich der faire Wert einer Aktie berechnen lässt.
Egal ob eine Immobilie oder Aktie gekauft wird. Kauft man diese zu Faktor 70 vom Jahresgewinn, ist das Risiko immer hoch, dass die Aktie fällt. Bei Immobilien entstehen diese hohen Multiples erst gar nicht, weil die Bank diese Kaufpreis/Miet-Gewinnrechnung für sie macht bzw. man keinen Kredit bekommt, wenn diese Rechnung nicht gemacht wird. Immobilienkäufer haben also den Vorteil, dass die Bank einen zwingt, auf die Zahlen zu schauen. Bei Aktien ist das nicht der Fall. Hier darf jede Privatperson, vollkommen unabhängig vom Wissensstand Aktien kaufen. Zu willkürlichen Preisen. Faktor 50,100.. ja sogar Faktor 200 wurde für Microsoft im Jahr 2000 in der Dot-Com Blase gezahlt. Der Privatanleger selbst muss also – wenn er Einzelaktien auswählt – ein grundlegendes Verständnis haben, wie teuer eine Aktien eingekauft wird.
Hier das erste Verständnis aufzubauen, war Ziel des ersten Abschnittes im ersten Kapitel „sicher in Aktien investieren.
Wiederholung: Langfristige Faktoren
Im vorherigen Abschnitt: „Wieso steigen Aktien langfristig“ sind wir der Frage nachgegangen, wieso Aktien über 100 Jahre im Durchschnitt um 8% pro Jahr gestiegen sind. Sich also eine Anlage mit langfristigem Anlagehorizont lohnt. Wir haben uns auch angesehen, wieso diese Entwicklung stattgefunden hat um eine Abschätzung treffen zu können, wie sich sehr wahrscheinlich die zukünftige Renditeentwicklung mit Aktien verhält. Entscheidend ist, dass dieser langfristige Blick auf 10-20 Jahre zu sehen ist.
Kurzfristige Faktoren (1-10 Jahre)
In diesem Artikel möchten wir daher auf Faktoren eingehen, die die Renditeentwicklung einer Aktien über einen kürzeren Zeitraum beeinflussen. Also in einem Zeitraum von 1-10 Jahren.
Selbstverständlich kann man zu diesem Thema Artikel schreiben um folgende Fragen zu beantworten: „Welche Aktien entwickeln sich besser als andere“. „Was sind Kriterien für gute Aktien“ und „Welche sollte man meiden“.
Grundlegende Wirkzusammenhänge
An dieser Stelle soll daher auch wieder zunächst ein Blick in der Vogelperspektive ermöglicht werden und vor allem grundlegende Wirkzusammenhänge gezeigt werden. Sinn und Zweck des Grundlagenkurses ist es, dass man einen ersten Eindruck erhält, dass sich Aktien nicht willkürlich verhalten, sondern nach bestimmten Mustern. Kennt man diese Muster, weiß man vorab mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit, welche Aktien eher riskanter sind (hohe Multiples) und welche Aktien mit weniger Risiko behaftet sind.
Für die meisten Anleger wird der Blick aus der Vogelperspektive genügen, damit sich eine Zuversicht gegenüber Aktien einstellt. Und die Angst vor Kursverlusten über Zeit reduziert wird oder sogar gänzlich schwindet.
Wer tiefer einsteigen möchte, kann dies jeweils über die Vertiefungsartikel tun. Diese sind im im Fließtext verlinkt.
Schauen wir uns nun an, welche Faktoren für steigende Aktienkurse auf kurzfristige Sicht (1-10 Jahre) beitragen und beginnen mit einem Beispiel.
Der stärkste Faktor für steigende Aktienkurse
Anhand des Beispiels von Google lässt sich sehr schön zeigen, dass steigende Aktienkurse nicht willkürlich sind, sondern eine Folge von guten Zahlen.
Umsatz
Betrachten wir hierzu zunächst einmal die Entwicklung des Umsatzes von Google seit 2012:
Es lässt sich ein sehr konstanter Aufwärtstrend feststellen. Natürlich – Google ist in einem Markt der stark wächst und nimmt hier bisweilen eine unangefochtene Monopolstellung ein. Das Geschäftsmodell ist primär der Verkauf von Werbeplätzen auf Suchergebnisse.
Kann das Unternehmen seine Marktführende Stellung auch in Zukunft weiter halten und wächst der Such- und Werbemarkt weiter, wird Google mit höchster Wahrscheinlichkeit weiter steigende Umsätze erzielen.
Der Gewinn
Wie hat sich im gleichen Zeitraum der Gewinn von Google entwickelt?
Auch hier sieht man einen konstanten Aufwärtstrend mit ca. 18% Gewinn-Wachstum pro Jahr.
(Anmerkung: Im Jahr 2012 musste Google auf Grund einer Steuerreform in den USA einmalig 10 Mrd. USD zahlen. Bereinigt man diesen einmaligen Effekt, hätte sich der Gewinn des Unternehmens auf ca. 22.6622 Mrd. belaufen. Entscheidend für unser Beispiel ist, dass die Entwicklung konstant ist.)
Der Aktienkurs
Interessant ist natürlich nun die Frage, wie sich der Aktienkurs entwickelt hat. Diesen sehen wir hier im Bild:
Der Zusammenhang zwischen den operativen Zahlen des Unternehmens und der Entwicklung des Aktienkurses ist unschwer zu erkennen. Und das ist auch die wichtigste Botschaft in diesem Artikel:
=> Der Aktienkurs ist eine Folge der Gewinnentwicklung eines Unternehmens. Ganz vereinfacht ausgedrückt: Steigen die Gewinne, steigt der Aktienkurs.
Hat man diesen Zusammenhang zwischen Aktienkurs und Gewinn einmal verinnerlicht, dann ist klar, warum viele Anleger Geld beim Investieren in Aktien verlieren. Sie schauen sich Aktienkurse an und man meint, aus dem Kurs die zukünftige Entwicklung ablesen zu können.
Aber der historische Kursverlauf interessiert überhaupt nicht.
Einzig und allein entscheidend ist (1) der Blick auf die Entwicklung der Gewinne und (2) wie viel man als Anleger für das Recht auf die Gewinne gezahlt hat (also wie hoch der Kaufpreis der Aktie war).
Auf diesen Satz gehen wir in den nächsten 3 Artikel genauer ein, weil er das Herzstück des sicheren Investieren ist.
Ließ einfach ganz in Ruhe weiter. Am Ende wird alles Sinn ergeben.
Auch wenn es phasenweise vielleicht etwas viel neue Inhalte sind.
Es ist gut, erst einmal einen groben Überblick zu bekommen. Auch wenn man noch nicht alles komplett verstanden hat.
Am Ende des Kurses findest du viele weitere Beispiele. Mit diesen Praxisbeispielen und Learning by Doing kannst du dann die Theorie weiter verinnerlichen. Also, einfach wacker weiterleisen, es muss noch nicht nicht alles sofort Sinn ergeben. Wird es aber am Ende.
Fahren wir nun fort mit unserem Thema des Artikel: Nämlich, dass Gewinne der wesentliche Treiber von Aktienkursen sind und betrachten einmal ein Beispiel, wie die Reduktion von Gewinnen sehr schnell die Aktienkurse zum fallen bringt.
Negativbeispiel
Ein beeindruckendes Negativbeispiel ist GoPro.
Wir kennen sie vermutlich alle noch. Die atemberaubenden Videos von GoPro.
Im Jahr 2011 schaffte das Unternehmen mit seiner Kamera Hero 2 den Durchbruch. Es folgten 3 unglaublich starke Jahre des Wachstums. Die Kamera Hero 3 im Jahr 2012 wurde zum Internationalen Kassenschlager.
Von 2011-2014 konnte das Unternehmen den Gewinn jedes Jahr (!) um 100% erhöhen. Im Jahr 2014 ging das Unternehmen an die Börse, mitten in der steilen Wachstumsphase.
Aber was ist – nach nicht einmal 3 Monaten nach Börsengang – passiert?
Die Gewinne sind gefallen. Und ab dem Jahr 2016 wurden jedes Jahr Verluste geschrieben. Was ist mit dem Aktienkurs passiert?
Das was zu erwarten war:
Wenn die Gewinne steigen, steigt der Aktienkurs.
Wenn die Gewinne fallen, fällt der Aktienkurs.
Auf das Beispiel GoPro werden wir später noch einmal zurück kommen. An dieser Stelle sollte nur kurz gezeigt werden, wie sich Aktienkurse abseits eines Paradebeispiels wie Google entwickeln können.
Es ist also extrem entscheidend, wenn man selber Aktien auswählt, eine relativ gute Einschätzung über die zukünftige Gewinnentwicklung eines Unternehmens treffen zu können.
Da wir im Rahmen des Grundlagenkurses natürlich lernen wollen, „welche Aktien sicher und welche eher unsicher sind“, stellt sich natürlich folgende Frage:
„Gibt es Methoden, wie sich die zukünftige Gewinnentwicklung eines Unternehmens mit erhöhter Wahrscheinlichkeit einschätzen lässt“?
Die Antwort ist ja.
Und wie das geht, betrachten wir im nächsten Artikel.
(Mehr im Vertiefungsartikel Multiple-Expansion).