Börse = Marktplatz
Ich vermute, langsam lösen sich Fragezeichen um das Thema Aktien auf. Und du wirst vermutlich auch Stück für Stück verstehen, warum andere Anleger schlechte Erfahrungen mit Aktien machen. Weil ihr Blick nicht auf das Wesentlich gelenkt ist.
Für mich ist ein weiteres Phänomen, wenn Menschen stark negative Emotionen beim Wort „Börse“ haben. Also manche sogar sagen.
Lösen wir das einmal mit etwas Logik auf und fragen uns, was die Börse eigentlich wirklich ist.
Die Antwort ist, die Börse ist nichts andere als ein Ort, an dem sich ein Käufer und Verkäufer findet. Kauft man Aktien, ist die Börse also nur eine Möglichkeit, wie sich Käufer und Verkäufer austauschen können. Die Börse ist somit nichts anderes als ein Marktplatz.
Man könnte genauso in der eigene Stand zum Rathaus gehen und zwischen 10-11 eine Uhrzeit definieren, in der Aktien-Anteile getauscht werden. Das Prinzip wäre das gleiche.
Das besondere an der Börse ist, dass es eben ein vollautomatisierter Marktplatz ist. Und das ist, technisch, eigentlich eine tolle Erfinung. Weil im Kern was getan wird?
Es werden die Transaktionskosten reduziert.
Es geht also schneller und ist um weiten günstiger einen Käufer zu finden, wenn man verkaufen möchte.
Schauen wir uns das Gegenbeispiel an. Nämlich private Unternehmen.
Wenn man ein kleineres Unternehmen kaufen möchte, sagen wir mit einem Wert von 100 Mio. EUR, dann wird dies meist von den Inhabern privat gehalten. Also nicht über die Börse.
Eine Branche die sich hier auf Käufe und Verkäufe von Privaten unternehmen spezialisiert, nennen sich Private Equity. Im Aufbaukurs wirst du dazu mehr lesen können. Aktuell ist nur wichtig zu verstehen, das es natürlich auch Unternehmen gibt, die nicht an der Börse gehandelt werden, also nicht als Aktie zu kaufen sind.
Und wie läuft bei solchen Unternehmen der Verkauf ab? Also der Übertrag der Anteiel, was nichts anders ist als Aktien?
Der Verkäufer, z.B. der 70 jährige Gründer, muss sich über Wochen oder Monate mühsam einen Käufer suchen. Er redet mit vielen. Manche sagen ab, weil sie zum Beispiel die Summe von 100 Mio. EUR nicht gestemmt bekommen.
Aber irgenwann klappt der Verkauf. Dann geht der Gründer und die neuen Käufer zum Notar.
Und beim Notar wird ein langer Vertrag unterschrieben, meist 50-100 Seiten, die nicht nur viele tausend EUR in der verfassung gekostet haben, sondern auch beide Parteien viel Zeit investieren mussten damit diese so entstehen.
Nun ist der viele tausend Euro teure Vertrag fertig. Die Parteien haben sich nach Monaten gefunden und geeinigt und nun soll die Unterschrift getätigt werden.
Der Notar ließt den Vertrag vor und erhält nach akkuratem Vorlesen in der Regel einen Betrag von 5000 EUR bis 10.000 EUR oder mehr, nur für den Abschluss Kaufvertrag.
Man sieht also, was für ein gewaltiger Aufwand hinter privaten Transaktionen steht.
Und das kann man nun vergleichen, wenn man von Coca-Cola Aktien im Wert von 100 Mio. EUR kauft.
Es dauer ca. 10 Sekunden, die richtige Zahl einzugeben, also 100.000.000. Natürlich prüft man sie gut, man will sich nicht um eine Null vertippen… und in den nächsten 2 Sekunden drückt man auf das Knöpfen: „Verkaufen“.
Und nach 12 Sekunden hat man seine Anteile verkauft und 100 Mio. auf dem Konto.
Ich finde das unglaublich. Wenn man es einmal so sieht, ist das eine absolut faszinierende Erfindung des Menschen. Es werden alle unnötigen Kosten entfernt.
Der Notar wird entfernt, weil niemand vorliest.
Es gibt einen Standardvertrag, den alle an der Börse kennen. Nämlich, keine Sonderbedingungen und man bekommt einfach nur die Anteile.
Und Weltweit kann man einen Käufer finden, egal wo er ist.
Die Börse ist also nicht böse, oder ein Ort an dem jeder Geld verliert. Sondern einfach nur ein Ort, der sehr effizient arbeitet und ein Ort, an dem Inhaber von Unternehmen ihre Anteile (=Aktien) austauschen.
Und genau weil es so schnell geht, sagt Warren Buffett auch, dass der Aktien-Chart der größte Feind des durchschnittlichen Anlegers ist.
Weil er eben in 5 Minuten eine Entscheidung über viele 100.000 EUR treffen kann. Natürlich überlegt sich der entsprechende Käufer nicht, was er eigentlich gekauft hat. Noch hat er ein Verständnis davon, ob das Investment überhaupt profitabel ist. Selten werden die Zahlen geprüft. Wieso auch, das ist Aufwand. Und fast jeder möchte Aufwand vermeiden. Aber das ist auch der Grund, warum die meisten schlechte Erfahrungen mit Aktien machen.
Sich also etwas einzuarbeiten und zu verstehen, wie man eine Aktie bewertet, also ob ich sie für 480.000 EUR oder 5 Mio. kaufe, lohnt sich. Und dabei muss man nicht die Details verstehen, sondern nur eine grobe Prüfung durchführen. Bei einer Immobilie ist es ja auch egal, ob man für 450.000 EUR oder 520.000 EUR kauf. Im einen Fall ist der Kauf besser, ja. Aber es geht in erster Linie darum, kein Geld langfristig zu verlieren. Und dafür reicht eine Abschätzung. Und die ist auch bei Aktien relativ einfach.